Wunsiedel, im Inneren des sich nach Osten öffnenden hufeisenförmigen Fichtelgebirges in einer Senke der Rösla gelegen (Wunne = Waldsenke), wurde 1163 als Herkunft von Adelbertus de Wunsidil erstmalig erwähnt. Die Ernennung zur Stadt erfolgte 1326 durch Friederich IV von Nürnberg.
Wunsiedel hat heute etwa 10700 Einwohner, das Stadtgebiet ist 54,91 km² groß. Gleichzeitig ist Wunsiedel Kreisstadt, das Autokennzeichen ist WUN. Die Stadt ist etwa 535 - 630 m hoch gelegen und wird im Süden tangiert von der B 303, die an Bayreuth vorbei durch das Fichtelgebirge über Marktredwitz nach Cheb (Eger) führt. Höchste Erhebungen in diesem Mittelgebirge, das hauptsächlich aus verschiedenen Granitvarianten besteht, sind Schneeberg (1053 m) und Ochsenkopf (1023 m).
Wirtschaftliche Schwerpunkte waren einst Zinn-Bergbau und Blechverzinnung. Mit den Verwüstungen in den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert ging es wirtschaftlich abwärts.
Wunsiedel entwickelte sich danach infolge der für die Industrialisierung ungünstigen geographischen Lage zu einem Verwaltungszentrum, zur Sechsämterstadt (1613). Im Osten der Stadt entstanden einige Steinbruchbetriebe, bei Sinatengrün wird Dolomit abgebaut, bei Göpfersgrün liegt die heute geschlossene Johanneszeche, die Speckstein förderte und durch die schönen Metamorphosen nach Quarz und Dolomit bekannt wurde. Im 18. Jh. entwickelt sich Wunsiedel zu einer Beamten- und Schulstadt.
Bedeutender Wirtschaftsfaktor ist heute der Fremdenverkehr, es gibt zahlreiche Hotels, Gasthöfe und Pensionen im Ort selber wie in der Umgebung. Auch die Keramikfertigung spielt noch immer eine gewisse Rolle, hat aber wie in der gesamten Region in den letzten 20 Jahren, ebenso wie der Einzelhandel, einen Niedergang erlebt. Geblieben ist der Kräuterlikör "Sechsämtertropfen", der in der Stadt hergestellt wird.
Der Koppetenturm ( = Turm ohne Kopf) aus den Jahren 1568-70 ist der letzte (von einst 18) noch erhaltene Turm mit Stadttor. Beim großen Brand 1834 wurde die Stadt stark zerstört und danach mit neuem Grundriss in der heutigen Form, mit geraden Strassen, wiederaufgebaut. Reste der alten Stadtmauer wurden in jüngster Zeit wieder herausgearbeitet und sind noch vereinzelt zu sehen. Markant und typisch für die Region sind die Felsenkeller, von denen man noch einige an der Strasse hinauf zum Katharinenberg sieht. Sie wurden und werden als kühle Lagerräume benutzt.
Wunsiedel ist bekannt durch die älteste Naturbühne Deutschlands auf der Luisenburg (im Süden bei Bad Alexandersbad), in der seit 1890 alljährlich im Sommer Festspiele im Freien stattfinden. Dicht dabei liegt das begehbare Felsenlabyrinth, ein Granitblockmeer, das natürlich bereits vom geologisch interessierten Goethe 1785 und 1820 besucht wurde.
Sehenswert ist auch der heute bewaldete Katharinenberg mit den Resten einer in den Hussitenkriegen (nach dem Konzil von Konstanz 1415 rächten sich die Anhänger des auf dem Konzil ermordeten Jan Hus für das gebrochene Versprechen auf Unversehrtheit durch Verwüstung der katholischen Regionen) zerstörten Kirchenanlage. Heute liegen unterhalb der Ruine am Südhang die Jugendherberge und eine zu besichtigende Greifvogelwarte.
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Fährt man zur Luisenburg, ist auch ein Abstecher nach Bad Alexandersbad mit Heilquelle, Kurpark und Markgräflichem Schloß empfehlenswert. Es liegt 2 km südlich von Wunsiedel, 1,5 km östlich der Luisenburg. Noch ein wenig südlicher von Alexandersbad bzw. der Luisenburg liegt in etwa 7 km Entfernung von Wunsiedel der felsige Gipfelstock der Kösseine mit steinernem Aussichtsturm.
In der Altstadt Wunsiedels im ehemaligen spätgotischen Sigmund-Wann-Stift, gegenüber der Stadtkirche, befindet sich das Heimatmuseum mit beeindruckender Mineralien- und Gesteinssammlung, aber auch mit volkskundlichen Sammlungsstücken wie Handwerkzeugen, Öfen, Textilien, bäuerlichen Möbeln und einem langen aufgewickelten Liebesbrief.
Ein Treffpunkt für Veranstaltungen ist die 1984 fertiggestellte Fichtelgebirgshalle mit angeschlossener Stadtbücherei und Hotel, direkt neben dem Landratsamt. Das Deutsche Natursteinarchiv in der Berufsfachschule für Steinbearbeitung, an der Strasse nach Bad Alexandersbad gelegen, ist das größte der Welt. Das Rathaus der Stadt liegt im Zentrum der Altstadt am Marktplatz.
Das alljährliche Brunnenfest im Juni (am Wochenende vor dem 24.06.) zieht Besucher und Einheimische an. Die derzeit 32 Brunnen, vom grossen Rathausbrunnen bis zur kleinen Alten Viehtränke "Böses Wasser" am Nordrand der Stadt werden dann mit wechselnder Thematik von Einwohnern der Stadt, den Brunnenpaten, zum Gedenken an das Ende einer einstigen langen Trockenheitsperiode mit Blüten und anderen Pflanzenteilen geschmückt.
Durch die Stadt an tiefster Stelle durchfließt nach Osten die oberhalb von Vordorfermühle entspringende Rösla, deren Wasser auch für die Aufstauung des idyllischen Eisweihers genutzt wird. Unweit vom Weiher im Westen der Stadt befindet sich das Freibad.
Einige dörfliche Ortsteile von Wunsiedel sind Valetsberg im Norden,
Furthammer, Breitenbrunn (hier liegt das Tierheim) und Schönbrunn im Westen, Göringsreuth im Nordwesten,
Holenbrunn und Sinatengrün im Osten. In Holenbrunn liegt auch der kleine Bahnhof der Stadt an der Strecke Regensburg - Marktredwitz - Hof - Chemnitz. Der Abzweig durch Wunsiedel (ehemaliges Bahnhofsgebäude steht noch) nach Tröstau wurde abgebaut.
Das Klima ist durch die trennende Wirkung der Bergkette des Fichtelgebirges nach Westen vom östlich gelegenen Böhmen her beeinflußt und schon deutlich kontinental. Die Winter sind eher kalt und lang, das Frühjahr kommt spät, im Sommer kann es tagsüber sehr warm und die Nächte können sehr kalt werden.
Der besonders am Ende des 18 Jh. viel gelesene Schriftsteller Johannes Paul Friederich Richter wurde am 21.03.1763 in Wunsiedel geboren, lebte aber nur 2 Jahre hier. Die letzten Jahre verbrachte er östlich von Bayreuth in der Rollwenzelei, er starb 1825.
Patenstädte sind Mende in Lozère am Nordrand der Cevennen (Frankreich), Volterra in Italien und Schwarzenfeld (Sachsen).
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