Nach 145000 km Fahrleistung in 80 Monaten mit dem Ford Galaxy III Ghia, Diesel, 2.0 TDCi, EURO 4 Abgasnorm, PM 5, Endbewertung.
Positiv sind :
- Verbrauch ist mit 5,7-7,5 l/100km (Mittel 6,8) für einen grossen und hohen Wagen dieser Gewichtsklasse (1,8 t) mit Partikelfilter eher gering, besonders im Vergleich zu einigen Konkurrenten.
- Fahrleistungen des Motors 140 PS für Normalfahrer ohne Anhänger gut und notwendig, auch bei höherer Geschwindigkeit im 6. Gang ausreichend dynamisch.
- Leiser Common-Rail-Motor, auch noch bei 140 km/h. Leichte Schwäche im niedrigen Drehzahlbereich, motorentypisch.
- Kein Klappern oder sonstige unnötige Fahrgeräusche. Anfägliches Jaulen der Servopumpe für die Lenkung an kalten Tagen völlig abgestellt. Leitungstausch von starr auf flexibel durch Fordhändler war erfolgreich.
- Versicherungsklassen in HP und VK schwanken 18 - 20, akzeptabel.
- Unterhaltskosten nur etwa 25% höher als Kleinwagen z.B. VW Polo, nur ganz wenig oberhalb z.B. VW Passat.
- Platzangebot sehr reichlich, grosser einstellbarer Sitzabstand der hinteren Einzelsitze von den Vordersitzen. Sitzlehnen auch hinten verstellbar. Ideal für Vielfahrer mit reichlich Gepäck oder weite Urlaubsfahrten.
- Elektrisch verstellbare Sitze (sehr sinnvolles Extra) sind straff und verhindern auch bei langen Fahrten Rückenschmerzen, hatten in diesem ersten Jahrgang aber noch kein Memory.
- Sehr guter anatomisch angenehmer Kompromiss zwischen niedriger (klassische Limousine) und hoher (Geländewagen) Sitzposition.
- Weiter angenehmer Abstand der grossen Frontscheibe vom Gesicht.
- Keine heute übliche Gurkenform der Karosserie bzw. der Fensterlinie. Dadurch gute Sicht durch grosse Fensterflächen, dürften hinten aber auch nicht kleiner sein. Hecktür gross, dadurch leichtere Beladbarkeit. Abstandswarner für den Nahbereich sind dringend zu empfehlen, sie erleichtern das Rangieren erheblich.
- Sehr viele Ablagen (von 5 Dachfächern über grosses Fach unter Armlehne vorn bis zu Unterbodennischen mit speziellem Formteil für Erste-Hilfe-Set und Warndreieck, Schubladen unter den Frontsitzen).
- Sehr gute Scheinwerfer (mit Bi-Xenonscheinwerfern und Abbiegeleuchten, Xenon-Fernlicht unterstützt durch Halogenbirne).
- Heizbare Frontscheibe ist in kälteren Regionen sehr nützlich und erspart das Freikratzen, braucht aber einige Minuten zum Warmwerden und die feinen Drähte spiegeln bei Sonne - man gewöhnt sich aber schnell daran.
- Dreifachklimaanlage erlaubt gute Dosierung der Kaltlufteinblasung in 3 Zonen mit unterschiedlicher Temperatur, auch bei empfindlichen Passagieren einsetzbar. Aus den Düsen hinten kommt auch gut gekühlte Luft mit separat gesteuerter Temperatur.
- Motorraum verschmutzt sehr wenig bei feuchtem Wetter.
- Das Steuerungsprogramm wurde im März 2007 stark verbessert. Die Probleme mit einer Schmierölverdünnung durch zu hohe Dieseleinspritzung bei der DPF-Regeneration sind behoben, der Dieselverbrauch dadurch verringert, aber ein leichtes Ruckeln bei sehr geringem "Gasgeben" ist gelegentlich spürbar.
- Nach Anfangsproblemen in der Serienfertigung mit Befestigungen nach September 2006 sehr gute Verarbeitung, kleine Spaltmasse.
- Das grosse Sonnendach heizt im Sommer den Innenraum kaum auf, sorgt für Helligkeit im Innenraum.
- Guter Korrosionsschutz nach 50 Monaten entsprechend 4 Wintern, kein Rostansatz.
- Viele weitere Extras erhältlich (elektrisch einklappbare Aussenspiegel, Panoramadach, Alarmanlage mit Innenraumüberwachung und Neigungsalarm, 2 klappbare Schlüssel mit Fernbedienung, Heizung und Belüftung für die Vordersitze, elektrische Sitzverstellung, Federungs-/Dämpfungsverstellung mit Berganfahrhilfe, Infrarot-undurchlässige Frontscheibe gegen starke Aufheizung, getönte Scheiben hinten, kühlbares Handschuhfach), die allerdings den Preis stark nach oben schnellen lassen, bis in die automobile Luxusklasse - und das Auto ist dann auch luxuriös. Aber ESP ist schon in Grundversion enthalten.
- Dringend zu empfehlen ist die Verlängerung der Gewährleistung von 2 auf 5 Jahre. Schon ein Geräteausfall im Jahr spielt die Kosten hierfür wieder ein. Nach 4-5 Jahren erst sind die Kinderkrankheiten beseitigt.
Negativ sind :
- Turbogeräusch der elektrischen Servolenkung (nur Dieselmotoren) war bei niedrigen Aussentemperaturen unter +5 Grad C lästig. Durch Leitungsänderung zur akustischen Entkopplung von der Karosserie gemäss Arbeitsanweisung von Ford für die Servicebetriebe konnte das Geräusch völlig ausgeschaltet werden.
- Der Ölwechselhinweis leuchtete penetrant bei jedem Start, wenn zum Freibrennen des Partikelfilter mehrere Anläufe erforderlich waren (Kurzstreckenfahrten) und durch das zusätzlich eingespritzte Dieselöl der Ölstand kurzfristig angestiegen war. Abhilfe durch Update des Steuerprogramms ab April 2007. Dadurch auch Verbrauchsminderung. Eine Leuchte, die eine Regeneration anzeigt, wäre sinnvoll.
Hinweis kann selbst gelöscht werden durch Treten von Bremse und Gaspedal mit Zündung auf EIN (Motor bleibt aus) für 10 sec. Dann Quittierung der Meldung im Bordcomputer.
- Nachbesserung elektrisch verstellbare Sitze notwendig, Kabel für Höhenverstellung Fahrersitz nicht angeschlossen. Wurde umgehend behoben.
- Das Auto war auch 6 Monate nach Vorstellung auf dem Markt von den Behörden noch immer nicht in EURO 4 und PM 5 eingestuft. Das konnte erst nach einem Jahr auf eigene Kosten nachgeholt werden, ein neuer KFZ-Schein wurde geschrieben. Die Steuereinstufung ist danach günstiger, sonst wäre eine Änderung unsinnig.
- Nach 29 Monaten Ausfall und Austausch eines Abstandsensors hinten.
- Nach 32 Monaten Ausfall Klimaanlage wegen durchgescheuerter Leitung zur hinteren Anlage.
- Nach 39 Monaten hat sich eine zu simple Schlauchschelle vom Luft-Turbolader mit lautem Knall gelöst und lässt den Wagen nur noch langsam vorankommen. Von der Werkstatt durch ein besseres Teil in Handwerkerqualität ersetzt.
- Nach 40 Monaten erneuter Ausfall der Klimaanlage im Test nach dem Winter.
- Nach 42 Monaten Ausfall eines Abstandssensors vorn, die Anlage erzeugte ein nicht definiertes Piepkonzert.
- Nach 51 Monaten wieder Ausfall der Klimaanlage nach dem Winter.
- Nach 58 Monaten haben die Drähte der heizbaren Frontscheibe kaum noch Kontakt. Nur noch schmale Streifen waren beheizt. Austausch der Scheibe.
- Nach 4 Wintern Abbruch des oberen Teils eines Reifenventils durch Korrosion. Muss erneuert werden.
- Nach 65 Monaten erneut korrosionsbedingter Abbruch eines Reifenventils. Materialqualität offenbar fragwürdig.
- Nach 78 Monaten ein plötzlicher Totalausfall der Servolenkung. Abschleppen, erneuern.
- Nach 81 Monaten Ausfall der dritten Bremsleuchte. Sehr fummeliger Ausbau der Lampe, aber grundsätzlich kein Problem.
- Der Innenraum dürfte bei dem Autopreis etwas hochwertiger ausgestattet sein (Klappen, Verkleidungen, Teppich, Metallisierungen der Druckschalter). VW macht es sehr positiv seit Jahren vor.
- Die Seitenverkleidungen der Vordersitze sollten stabiler sein und fester mit dem Stuhlgestell verbunden sein.
- Rollo-Abdeckung der Dachfenster (leider nicht zu öffnen) könnte etwas dichter gewebt sein.
- Kein exakt passender Wagenheber an Bord bzw. erhältlich. Passendes Zwischenstück mit mindestens 8 cm ebener Gummiauflage muss selbst gebastelt werden. Wenigstens als Extra sollte es einen geben. Markierung der Ansatzpunkte für Wagenheber in der Gebrauchsanweisung ist falsch.
- Abdeckung für Kofferraum (sehr empfehlenswert) muss auch in Ghia-Version als Extra zugekauft werden.
- Gebläse muss zumindest kurzzeitig bei höchster Temperatur sehr weit mit zunehmender Lautstärke aufgedreht werden, um im Winter bei voller Heizleistung über die 5 vorderen Düsen schnell Warmluft zuzuführen. Aus den Düsen hinten kommt trotz Temperaturanzeige in Klimaanlage keine warme Luft. Sind nur für Abkühlung durch die hintere Klimaanlage da.
- Bordcomputer ist nicht mehr zeitgemäss, mehr Funktionen wie Momentanverbrauchsanzeige oder Streckendaten wünchenswert und heute üblich.
- Reifen sind grössenbedingt, aber auch durch unsinnige Vielfalt bei den Vans -> erfordert unzählige kleine Serien, recht teuer.
- Türeinstiege (Aussenseiten) schlecht gegen Verschmutzung geschützt. Das können andere Hersteller besser.
- Die Abstandssensoren können im Winter bei Kälte und Feuchtigkeit undefinierte Signale geben.
- Die flachgelegten Rücksitze der dritten Reihe haben nur eine Pappe auf der Oberseite, die langfristig brechen wird. Eigentlich sind die Sitze als nicht herausnehmbar beschrieben, sie haben keinen Schnellverschluss. Wenn man sie nie brauchen wird : Herausschrauben = 25 kg weniger Gewicht und 10-12 cm mehr Ladehöhe. Diese Rücksitze sollten nur auf Wunsch erhältlich sein (wie beim S-Max).
Vorgehensweise beim Herausnehmen :
Ausbau dauert etwa 2 h, geringe handwerkliche Fähigkeiten reichen aus. Man benötigt aber Knarre mit Torx-Bits. Mit Torx-40 erst Sitze von den oberen Schienen lösen (3 Schrauben - unter den Sitzen - pro Schiene, total 12 Schrauben) und dann Sitze nach hinten herausnehmen. Jetzt mit dem grösseren Torx-50 auch die 2 Schienenpaare aus dem Wagenboden schrauben (Schraube an jedem Ende der Bodenschienen im Wagenboden, total 8 Schrauben) und sitzweise zusammen mit dem Verstellhebel (Traverse) herausnehmen. An den Schienen hängen jetzt auch die mit Nieten befestigten Gurtpeitschen, die zu weit in den Laderaum hineinragen und sehr stören, gerade deshalb müssen die Schienen mit heraus. Schrauben wieder in die Löcher drehen, damit Boden dicht ist. Wagenboden ist ansonsten teppichbelegt und fast eben. Eine eingelegte Schutzdecke oder Gummimatte verbessert die Ebenheit noch weiter, die üblichen Tragekörbe aus dem Baumarkt können ideal platziert werden, ohne dass sie schräg stehen.
Fazit :
Einige Anfangsprobleme mussten und konnten behoben werden, es bleiben einige kleinere Schwachpunkte. Trotzdem ein nicht nur für Familien sehr praktisches Auto mit viel Platz für Personen und/oder Gepäck. Auch Alleinfahrer mit Vorliebe für ein grosses Auto anstatt eines sportlicheren Wagens (wie der ähnliche S-Max) sind bestens bedient. Allerdings : Durch die grossen Abmessungen der Karosserie ist der Galaxy als reines Stadtauto oder für Fahranfänger weniger empfehlenswert. Leider gibt es keinen Allradantrieb.
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