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Die Kriminalaffaire Dominici von 1952

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    Zahlreiche Touristen fahren auf der RN96 achtlos unterhalb der schönen Abtei von Ganagobie nach Süden in die Provence. Sie ahnen meist nicht, welcher in Frankreich bekannte Kriminalfall sich hier vor nun fast 60 Jahren an diesem unscheinbaren Ort abgespielt hat.

    Ereignisse 1952

    Am 27. Juli 1952 landet eine englische Familie in Dünkirchen zu einigen Tagen Ferien in Frankreich. Jack Drummond (61), Direktor eines biochemischen Laboratoriums, wird von seiner zweiten Frau Ann (47), geborene Wilbraham, und ihrer Tochter Elizabeth (10) begleitet.

    In ihrem Hillman machen sie einen kleinen Umweg über Domrémy-la-Pucelle (Bourgogne), wo sie das Geburtshaus von Jeanne d'Arc besuchen. Elizabeth schickt noch eine Postkarte zu ihren Schulfreunden nach England. Dann fahren sie weiter mit dem Ziel Villefranche-sur-Mer (Côte-d'Azur, bei Nice). Dorthin wurden sie von ihren Freunden, den Marrians, zum Aufenthalt in deren Villa "Le beau cyprès" im "Vallon de la Mort" (wurde nach der Tat umbenannt) eingeladen, unmittelbar an der Küste gelegen. Die Familie Drummond verbringt die Nacht vom 30. Juli auf den 1. August im Grand-Hôtel in Digne im damaligen Département Basses-Alpes. Elizabeth sieht das Werbeplakat für einen Stierkampf und zeigt grosses Interesse. Jack Drummond kauft drei Eintrittskarten für diesen Stierkampf in Digne für Montag, den 4. August (Lavendelfest).

    Sie fahren weiter nach Villefranche und kommen am 4. August zum Stierkampf zurück nach Digne. Nachdem sie den Stierkampf bis 17:30 besucht haben, will man entlang der Durance soweit noch in der Nacht möglich zurückfahren nach Villefranche-sur-Mer. Sie haben nur das Nötigste an Bargeld mit, die Hauptmenge haben sie in Villefranche im Ferienhaus gelassen. Sie beabsichtigen, unterwegs zu Campen und die Nacht im Freien zu verbringen.

    Jack Drummond fährt bei Lurs noch zur Abtei von Ganagobie auf das Plateau, erkundigt sich bei Pater Lorenzi nach einem ihm bekannten englischen Offizier, der hier in der Gegend mit dem Fallschirm absprang und verschollen ist. Dann fahren die Drummonds wieder nach unten zur RN96.

    Am späten Abend des 4. August 1952 halten sie gleich unterhalb der Abtei von Ganagobie, an einer Stelle mit breitem Randstreifen am östlichen Rand der RN96 an, um die Nacht dort im Freien unter einem Maulbeerbaum auf ihren Feldbetten zu verbringen. Das Fahrzeug steht an der östlichen Strassenseite, Richtung Süden, auf dem Bankett zwischen einem Elektroabzweig und einem Fahrweg von der RN96 über die eingleisige Eisenbahnstrecke hin zur Durance. Am Strassenrand gegenüber steht der Kilometerstein "32". Der Wagen befindet sich 165 m nördlich der Farm Grand'Terre, die einer Landwirtfamilie gehört und direkt an der östlichen Strassenseite liegt.

    Diese auf der Farm lebende Familie besteht aus Gaston Dominici (75), seiner Frau Marie geb. Germain (71), ihrem Sohn Gustave Dominici (32), dessen Frau Yvette geb. Barth (20) und deren Sohn Alain (10 Monate). Gaston Dominici hat insgesamt 9 Kinder. Noch am 4. August fragen Lady Drummond und Elizabeth auf der Farm nach Wasser. Elizabeth spricht besser französisch als ihre Mutter. Jack Drummond spricht kein französisch. Die Drummonds essen, machen den Abwasch, kleiden sich zur Nacht.

    Sehr früh am nächsten Morgen kommt Jean Ricard zu Fuss auf dem Weg zur Arbeit am Lagerplatz der Drummonds vorbei und bemerkt, wie er später aussagen wird, eine starke Unordnung um den Hillman herum.

    Um 6:00 Uhr hält Gustave Dominici den Motorradfahrer Jean-Marie Olivier an und bittet ihn, zur nächsten Polizeistation zu fahren und zu melden, dass er in der Nacht Schüsse gehört habe und jetzt einen toten Körper gefunden habe. Die spätere Zeugenaussage von Olivier lautete hingegen, dass Gustave Dominici sich hinter dem Hillman befand und schnell "comme un diable" hervorgerannt kam und sagte, da läge eine Leiche und es seien wohl noch weitere Leichen da. Gustave sagte aus, dass er nicht beim Auto war und nur von einer Leiche, wobei Elizabeth gemeint war, gesprochen habe. Diese unterschiedlichen Aussagen werden beibehalten.

    Die Polizei von Forcalquier trifft um 7:30 Uhr am Tatort ein und findet drei Körper. Ann Drummond ist in einer Wolldecke eingewickelt und liegt neben dem Fahrzeug. Jack Drummond liegt bedeckt mit einem umgekehrten Feldbett im Gras auf der gegenüberliegenden westlichen Strassenseite, nahe dem Kilometerstein 32. Beide scheinen durch Schüsse getötet worden zu sein. Jack Drummond hat noch eine Schusswunde in seiner rechten Hand. Um das Auto herum wird eine starke Unordnung festgestellt.

    Etwa 75 m entfernt östlich der RN96 und damit vom Auto liegt Tochter Elisabeth in einem blauen Schlafanzug. Man zweigt von der RN96 auf den schmalen Fahrweg nach Osten ab, überquert die Brücke über die eingleisige Eisenbahnlinie zwischen Marseilles und Veynes, dann macht der Weg am Abhang zur Durance eine Biegung nach Norden. Auf diesem Abhang hinunter zur Durance, die parallel zur Eisenbahnlinie in Nord-Süd-Richtung verläuft, liegt Elisabeth. Sie hat tiefe Wunden in ihrem Kopf. An den Steinen einer Brückenseite findet man später die Spur eines Schusses. Dem Mörder sind bei der Verfolgung des Mädchens die Patronen ausgegangen, so dass er sie erschlagen musste.

    Im Auftrag von Capitaine Henri Albert beginnen die Gendarmen mit ihren Nachforschungen. Nahe dem Hillman finden sie 3 leere Gewehrhülsen und eine noch nicht abgefeuerte Patrone, die wohl zu einer Militärwaffe gehört. Nahe dem Körper von Elisabeth finden sie Fussabdrücke, die sie aber nicht brauchbar konservieren können. Im Auto und dicht herum bemerken sie starke Unordnung. Der Fotoapparat soll nach späterem Befund fehlen.

    Dr. Henri Dragon aus Oraison wird zum Tatort gerufen. Er bescheinigt für die Eltern Tod durch Schusswunden und für das Kind Tod durch 2-4 Kopfschläge mit einem schweren Gegenstand, wobei der erste Schlag mit grosser Wucht ausgeführt wurde. Die Autopsie wird am gleichen Abend in Forcalquier durchgeführt durch das gerichtsmedizinische Team von Dr. Girard aus Digne und Dr. Pierre Nalin aus Oraison. Der Befund von Dr. Dragon wird bestätigt.

    Capitaine Albert benachrichtigt den Staatsanwalt von Digne, Louis Sabatier, der eine Untersuchung eröffnet, geführt durch den Ermittlungsrichter Roger Périès. Die Behörde besucht den Tatort, begleitet vom Sekretär des Gerichts Emile Barras. Neben den Offiziellen hat sich eine Schar von Zuschauern am Tatort angesammelt, die die Polizei kaum fernhalten kann. Ermittlungsrichter Périès reicht den Fall weiter an die Polizei Marseilles, die Chef-Inspektor Edmond Sébeilles und ein Team von Inspektoren zum Tatort schickt.

    Bald nach deren Eintreffen findet Inspektor Henri Ranchin ein abgebrochenes Stück Gewehrkolben an der Oberfläche eines toten Arms der Durance, das dazu gehörende Gewehr wird unter Wasser wenig flussaufwärts gefunden. Es handelt sich um einen amerikanischen Karabiner Rock-Ola in schlechtem Zustand, grob repariert mit einem Aluminiumband und Draht. Ein Holzsplitter, der unter dem Kopf von Elisabeth gefunden wurde, passt genau zum Schaft des Gewehres. Später wird bestätigt, dass die Kugeln eindeutig aus diesem Gewehr stammen. Inspektor Charles Girolami bemerkt eine frisch gewaschene Samthose auf dem Anwesen der Dominici, die Gaston Dominici gehört und dicht neben seinem Zimmer hängt. Weiterhin wird von einem Beamten der Behörden aus Forcalquier eine blaue Hose an einem Zimmerfenster bemerkt. Diese Hinweise werden nicht weiter verfolgt, obwohl sich herausstellt, dass die Wäsche normalerweise ausserhalb der Farm gewaschen wird.

    Der Rock-Ola Karabiner wird vielen Zeugen gezeigt, aber keiner erkennt ihn wieder. Als er jedoch Clovis Dominici gezeigt wird, einem älteren Sohn von Gaston Dominici (er lebt etwas entfernt von Grand'Terre in Peyruis mit seiner Frau, arbeitet u.a. als Streckenwärter bei der SNCF), zeigt dieser starke Emotionen und fällt auf seine Knie. Schnell beruhigt er sich wieder und macht trotz des Nachfragens von Sébeilles keine weiteren Angaben zum Fall. Clovis erklärt, er sei nur auf die Knie gegangen, weil mit dieser Waffe ein Mensch getötet worden sei. Aber von diesem Moment an stehen die Dominici unter Verdacht.

    Gaston Dominici sagt vor der Polizei aus, dass er die drei Engländer und ihr Auto unter dem Maulbeerbaum um 19:30 Uhr des 4. August gesehen habe. Während der Nacht wurde er um 23 Uhr durch einen Motorradfahrer geweckt, der in einer fremden Sprache redete, und dann wurde er nochmals um 1 Uhr geweckt durch seinen bellenden Hund und durch Schüsse. Er habe keine Schreie gehört. Um 5 Uhr verliess er sein Haus und ging auf seinen Feldern nach Süden, also in die entgegengesetzte Richtung vom Lagerplatz der Drummonds. Um 8 Uhr kehrte er zurück und wurde durch seinen Sohn Gustave vom Verbrechen unterrichtet. Zu dem Zeitpunkt war die Polizei schon am Tatort. Gaston behauptete, den Karabiner nicht zu kennen.

    Gustave Dominici sagt aus, er sei am 4. August um 20 Uhr vom Feld heimgekehrt. Sein Vater habe ihn dann zu einem vom vielen Regen verursachten Erdrutsch an der Eisenbahnstrecke nördlich der Farm geschickt. Auf diesem Weg habe er die Camper gesehen, aber nicht mit ihnen gesprochen. Dann sei es zu einem Treffen mit SNCF-Streckenwärter Faustin Rourre gekommen, der vom Stand der Dinge unterrichtet wurde.

    Wie sein Vater, seien er und seine Frau in der Nacht aufgewacht, durch einen Motorradfahrer und durch Schüsse. Auch er habe keine Schreie gehört. Am 5. August gegen 5:30 Uhr sei er aufgestanden und zum Erdrutsch an der Eisenbahnlinie gegangen, um zu klären, ob dieser sich verschlimmert habe (als Landpächter wären die Dominicis verantwortlich für Zugverspätungen, die durch den Erdrutsch auf ihrem Grundstück verursacht würden). Dabei habe er dann den toten Körper des Mädchens gesehen. Er habe sich dem Körper nicht genähert, sondern sei zur Hauptstrasse gelaufen und habe den Motorradfahrer Olivier angehalten, damit der Meldung bei der Polizei machen solle. Dann sei er nach Hause gegangen und habe auf die Polizei gewartet. Die Tatwaffe habe er nie gesehen.

    Zur selben Zeit um 7:00 Uhr morgens waren Clovis Dominici und ein Steckenwärter der SNCF ebenfalls auf dem Weg zur Farm, um den Erdrutsch zu kontrollieren. Keiner der zahlreichen auch freiwilligen Zeugen oder Familienmitglieder der Dominici, noch Zeugen von der RN konnten nützliche Informationen über den Besitzer der Waffe beisteuern.

    Trotz der schnellen Entdeckung der Tatwaffe ziehen sich die Ermittlungen im August 1952 dahin. Im September macht Inspektor Sébeille Ferien, in seiner Abwesenheit ersetzt ihn Chef-Inspektor Fernand Constant. Als Sébeille zurückkehrt, wird entschieden, dass beide zusammen weitermachen. Sébeille macht eine gründliche Zusammenfassung des Falls im Büro, Constant arbeitet weiter vor Ort.

    Dann kommt es zu einem ersten kleinen Erfolg. Nach Aussage vom Zeugen Paul Maillet, einem Freund von Gustave seit Kindheit an, ist Elisabeth noch am Leben, als sie von Gustave Dominici gefunden wird. Maillet sagt noch aus, dass Gustave ihm von schrecklichen Schreien in der Nacht berichtet habe. Gustave gibt nur zu, dass Elizabeth noch gelebt habe und wird zu 2 Monaten Gefängnis wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt. Aber entgegen den Hoffnungen der beiden Ermittler gibt Gustave Dominici keine weiteren Hinweise zum Fall.

    Ereignisse 1953

    Inspektor Sébeille setzt seine Arbeiten fort und erstellt eine detaillierte Studie zu den Aussagen, untersucht sie auf Gegensätze und Widersprüche, um weitere Befragungen anzusetzen. Sechs Zeugen werden gehört : Paul Maillet Maillet (Jugendfreund von Gustave), Robert Eyroux, Roger Perrin (der leicht behinderte Enkel von Gaston, der in etwa 2 km Entfernung auf der Farm seiner Eltern lebte und häufig mit seinem Fahrrad zur Grand-Terre kam und mit Gustave gern zur Jagd ging), Jean-Marie Olivier (der Motorradfahrer, der aussagte, Gustave sei hinter dem Fahrzeug hervorgerannt und hätte von mehreren Leichen gesprochen), Jean Ricard (Passant am Tatort, er ging auf dem Weg zur Arbeit am Morgen des 5. August zu Fuss am Tatort vorbei und bemerkt die Unordnung am Fahrzeug) und Faustin Rourre (Streckenwärter, Chef von Clovis) machen Aussagen, die im Widerspruch zu Aussagen von Gustave und Gaston Dominici stehen. Er entscheidet mit Richter Périès, dass die Leute zur Aussage vorgeladen werden.

    Er beginnt damit, Gustave früh am Morgen des 12. 11. 1953 am Tatort zu konfrontieren mit Ricard, Rourre und Olivier. Danach nimmt Sébeille ihn mit nach Digne, wo er ihn den Rest des Tages und den nächsten Tag verhört. Am ersten Tag gibt Gustave Dominici zu, im Gegensatz zur vorherigen Aussage, dass Ann und Elisabeth am Abend des 4. August 1952 zur Farm gekommen waren und nach Wasser gefragt hätten, dass er die Opfer habe schreien hören in der Nacht vom 4. auf den 5. August 1952. Ferner sei er morgens am 5. August nahe dem Parkplatz des Hillman auf die Strasse gekommen, um Olivier anzuhalten. Weiterhin sei er mehrfach am Morgen des 5. August zwischen 7 und 7:30 Uhr zum Tatort gegangen und er habe den toten Körper von Frau Ann Drummond bewegt.

    Zum Schluss des Verhörs am 13. November 1953 bricht Gustave in Tränen aus und gesteht an der Schulter von Sébeille, dass sein Vater die Morde begangen habe und dass sein Bruder Clovis dieses auch weiss. Darauf wurde Clovis Dominici nach Digne gebracht und er bestätigte diese Aussage von Gustave.

    Noch am selben Abend wird im Justizgebäude von Digne Gaston Dominici mit diesen Aussagen seiner Söhne konfrontiert, aber ohne weiteres Ergebnis. Auch am folgenden Tag kommt kein Ergebnis. Der alte Mann weigert sich, zu gestehen. Um 18 Uhr des 14. November unterbricht Sébeille das Verhör und entscheidet mit Staatsanwalt Sabatier und Richter Périès, dass Gaston noch eine Nacht in Gewahrsam bleiben soll, bewacht von lokalen Polizisten. Der Polizeichef von Digne, Pierre Prudhomme, organisiert die Wachen, die sich alle 2 Stunden abwechseln sollen.

    Die erste Wache übernimmt Victor Guérino. Als Gaston mit ihm alleine ist, sprechen sie in Provencal miteinander über die Jagd, die Farm Grand'Terre, Feldarbeit, dann über Gaston's Familie. Als er um 19 Uhr über seine Kinder spricht, beginnt Gaston zu weinen. Guérino rät ihm, auszusagen, da sein hohes Alter sicher beim Strafmass in Betracht gezogen würde. Guérino sagt : "Es war sicher nur ein Unfall, der da passierte" und Gaston antwortete : "Ja, es war ein Versehen, sie haben mich für einen Dieb gehalten und angegriffen, ich habe alle drei getötet". Wenig später wiederholt Gaston diese Worte und fügt hinzu, er habe seine Waffe auf dem Weg zum Erdrutsch an der Bahnlinie mitgenommen, und er sei nahe am Lagerplatz der Engländer vorbei gekommen. Er sei angegriffen worden, er habe geschossen und dann sei die Hölle losgebrochen. Victor Guérino rät ihm zur Aussage vor Sébeille, aber Gaston will lieber mit Polizeiführer Prudhomme sprechen.

    Als die Wache um 20 Uhr wechselt, fragt Guérino im Beisein des nächsten Wachmannes Jeseph Bocca und des Hausmeisters Simon Garaud, ob Gaston wirklich eine Aussage vor Prudhomme machen wolle. Als Gaston bestätigt, wird Prudhomme benachrichtigt, er trifft um 20:30 Uhr nach Unterrichtung von Sébeille im Gerichtsgebäude ein.

    In der Zwischenzeit hat Gaston aber seinem jetzigen Wachmann Joseph Bocca gesagt, der Karabiner gehöre seinem Sohn Gustave, der schuldig sei, und er, Gaston, selbst wolle durch ein falsches Geständnis nur seine Enkelkinder vor üblem Ruf schützen. Prudhomme solle schnell sein Geständnis aufnehmen, obwohl er unschuldig sei. Der Polizist weigert sich und bringt das Gespräch auf das Thema ‚sexuelle Erregung', ein Thema, das Gaston gefällt. Gaston sagt aus, er habe die Familie Drummond beobachtet, als sie sich auf die Nacht vorbereitet haben, er habe sich Frau Drummond genähert, ihr Mann habe eingegriffen, Gaston habe nach dem Gewehr gegriffen, ein Schuss löste sich und traf die Hand von Jack Drummond. Er habe dann auf die Frau geschossen, er habe das Mädchen nicht getroffen, sei hinter ihr hergerannt und habe sie dann mit dem Gewehrkolben erschlagen.

    Prudhomme ruft Sébeille herbei, der das Geständnis formuliert, das Gaston in seiner Anwesenheit nochmals wiederholt. Gaston fügt hinzu, die Frau habe ihm erlaubt, sie zu berühren.

    Als Richter Périès und Sekretär Barras am nächsten Tag, Sonntag 15. November, sich das Geständnis anhören wollen, wiederholt Gaston, er sei nicht der Mörder, wolle aber seine Enkelkinder vor der Schande bewahren, Kinder eines Mörders zu sein. Dann geht er zur Tat über, sagt aus, dass er sexuell übererregt gewesen sei und die Frau nackt gesehen habe, sich ihr genährt habe und Sex mit ihr hatte, daher der Kampf mit ihrem Mann.

    Am Montag den 16. November lässt Richter Périès im Beisein von Hunderten Jounalisten und Schaulustigen das Verbrechen am Tatort nachspielen. Gaston Dominici macht durchweg freiwillig und engagiert mit. Er zeigt zunächst die Hütte, in der das Gewehr aufbewahrt wurde.

    Dann geht er dahin, wo der Hillman parkte und legt sich dort auf den Boden, wo er nach seinen Angaben etwas mit der Frau hatte. Dann mimt er mit einem Inspektor, der den Jack Drummond spielt, den Kampf nach, den er angeblich mit Jack Drummond führte. Jack versuchte ihn zu entwaffnen, bekam einen Schuss in die Hand, floh auf die andere westliche Strassenseite und wurde von 2 Kugeln getroffen. Dann habe er auf die Frau geschossen, die nach seinen Schüssen zu Boden gefallen sei.

    Jetzt sei das Mädchen aus dem Wagen gekommen und auf die Brücke über die Eisenbahn gerannt. Gaston rennt zur Verdeutlichung dabei mit erstaunlicher Geschwindigkeit hinter dem Polizisten her, der das Mädchen spielt, aber Gaston erreicht ihn nicht. Als Gaston über die Brücke rennt, versucht er über die Mauer zu klettern und sich auf die Schienen zu stürzen, möglicherweise mit Selbstmordabsicht. Er kann aufgehalten werden und wird zu dem Ort am Hang zur Durance geführt, wo Elisabeth gefunden wurde. Hier zeigt er starke Scheu vor der Vorführung, wie er das Kind getötet habe. Er spielt mit einem Stab vor, wie er sie erschlagen habe.

    Nach dieser Vorführung belastet ihn der Richter mit dem Vorwurf dreifachen Mordes. Gaston bestätigt seine Aussagen und fügt nur hinzu, er habe in einem Anfall von Wahnsinn gehandelt.

    Nochmals von Richter Périès am 7. Dezember 1953 in Gegenwart seiner Anwälte befragt, bekundet Gaston aber wieder seine Unschuld. Er habe nur unter Druck der Polizei ausgesagt und weil er übermüdet gewesen sei.

    Gustave hält die Anschuldigung gegen seinen Vater bei Verhören am 5., 17. und 28. Dezember 1953 aufrecht, variiert aber die Umstände, unter denen sein Vater ihm die Tat gestanden habe.

    Seine Frau Yvette wurde am 18. Dezember 1953 befragt. Sie erklärt, Schreie und 6 oder 7 Schüsse gehört zu haben in der Nacht auf den 5. August 1952. Wenig später habe ihr Mann Gustave das Schlafzimmer verlassen. Als er zurückkehrte, sagte er, seinen Vater im Hof getroffen zu haben, dort sei er herumgetorkelt und gesagt, er (Gaston) hätte getötet. Am 30. Dezember 1953 wiederholt Gaston den Widerruf seines Geständnisses. Richter Périès stellt ihn seinen Söhnen gegenüber. Gustave zieht die Anschuldigung gegen seinen Vater zurück, Clovis bleibt bei seiner Anschuldigung. Bei der zweiten Anhörung ohne seinen Vater wiederholt Gustave wiederum, sein Vater habe ihm ein Schuldgeständnis am 5. August 1952 um 2 Uhr in der Nacht gemacht, und er habe das Gewehr als dasjenige aus der Hütte erkannt, aber er (Gustave) hätte nicht den Mut, die Anschuldigung im Beisein seines Vaters zu wiederholen.

    Ereignisse 1954

    Am 19. Januar 1954 sendet Gustave Dominici seinem Vater einen Brief ins Gefängnis, in welchem er anscheinend dessen Unschuld akzeptiert. Hierüber wird Gustave von Richter Périès am 4. Februar 1954 befragt. Er sagt aus, er hätte seinen Vater fälschlicherweise angeklagt, weil er müde gewesen sei und der Druck der Polizei so gross war. Der Ärger mit seiner Familie wäre aber sehr gross gewesen, er wüsste nicht mehr weiter. Gustave wird Clovis gegenübergestellt und ändert wieder seine Aussage, er habe jetzt vor der Polizei gelogen und Gaston sei schuldig. Als er kurz darauf Jounalisten trifft, erzählt er ihnen jedoch, sein Vater sei unschuldig.

    Am 23. Februar 1954 vor dem Richter hält er seine ursprüngliche Anschuldigung wieder aufrecht, sein Vater sei schuldig. Er sei von Clovis beeinflusst worden. Er ergänzt, dass sein Vater in der Tatnacht wohl betrunken gewesen sei. Aber wenn sein Vater aussage, er wäre unschuldig, dann müsste das wohl wahr sein.

    Am 25. Februar 1954 beschuldigt Gaston seinen Schwiegersohn Roger Perrin, dass diesem der Karabiner wohl ausgeliehen wurde vom wirklichem Besitzer, seinem Onkel Clovis. Richter Périès setzt seine Untersuchung fort, fragt Sébeille nach Details für das Gerichtsverfahren. Am Ende wird der Prozess gegen Gaston Dominici in Digne angesetzt.

    Am 17. November 1954 wird der Prozess eröffnet. Sowohl viele Zuschauer wie auch die Presse ist anwesend, viele müssen vor der Tür warten. Das Verfahren dauert 12 Tage und ist turbulent. Gaston Dominici bekennt sich nicht schuldig, er wird vom Staranwalt Emile Pollak (gestorben 1977) und von Léon Charles-Alfred verteidigt. Von seiner Familie verstossen, behauptet Clovis das Gegenteil, Gaston sei schuldig. Gustave unterstützt jetzt seinen Vater, aber wohl nicht ausreichend, sein Vater schreit ihn an und fordert, dass er die Wahrheit sage, denn er (Gaston) sitze wegen Gustave im Gefängnis.

    Gaston beschuldigt Clovis und Roger Perrin, gibt aber keine Einzelheiten zu Protokoll. Yvette beschuldigt ihren Schwiegervater nicht mehr. Roger Perrin gibt zu, dass seine wechselnden Aussagen unabhängig vom Inhalt allesamt falsch waren. Gustave wird vom vorsitzenden Richter Bousquet der fortgesetzten Lüge beschuldigt.

    Am 28. November 1954 wird Gaston Dominici für schuldig erklärt und zum Tode verurteilt. Überrascht durch dieses Urteil, erzählt Gaston einem seiner Rechtsanwälte, Léon Charles-Alfred, von einer Unterhaltung in den Tagen nach dem Verbrechen, zwischen Gustave und seiner Frau Yvette. Danach hätte Schwiegersohn Roger Perrin Gustave bei der Beseitigung von Elisabeth geholfen.

    Gaston Dominicis Anwalt gibt die Aussage weiter an das Ministerium für Justiz, das den Magistrat Joseph Oddou bittet, Gaston danach zu befragen. Gaston wiederholt seine Bemerkung. Zwei Kriminalisten von der Polizei in Paris, Chenevier und Gillard, wollen Gaston erneut hierzu befragen.

    Am 1. und 20 Dezember 1954 erfolgt die Befragung, aber Gaston ändert seine Aussage in den langen Sitzungen. Zunächst wiederholt Gaston die Aussage von dem belauschten Gespräch, dann ändert er die Aussage und bekundet, er hätte Gustave und Perrin selber gesehen, wie sie den Körper von Elisabeth getragen hätten. Später wiederum ändert Gaston erneut seine Aussage und kommt zum belauschten Gespräch zurück.

    Das Todesurteil aus dem diesem ersten Prozess gegen Gaston Dominici wird auf Anweisung des Staatspräsidenten Réné Coty noch im gleichen Jahr 1954 in eine lebenslange Haftstrafe geändert.

    Ereignisse 1955 und Folgejahre

    Das Ministerium der Justiz kommt zu der Ansicht, der Fall müsse neu aufgerollt werden. Da Richter Périès nach Marseilles versetzt worden ist, übernimmt ein Richter aus Toulon, Pierre Carrias, die Aufgabe der Ermittlungsrichters. Er kommt nach Digne und eröffnet am 23. Februar 1955 ein Verfahren gegen Unbekannt wegen Mordes.

    Richter Carrias führt die Untersuchungen persönlich durch. Er stellt die Konfrontation von Inspektor Sébeille mit Gustave Dominici in den Vordergrund, als Gustave seinen Vater beschuldigt und sich an der Schulter von Sébeille ausweint. Aber zusätzlich lädt er viele Zeugen vor, auf Anordnung des Rechtsministeriums und mit Hilfe der Inspektoren Chenevier und Gillard. Die Befragungen laufen nach einem genau ausgearbeitetem Plan ab. Gaston sitzt im Gefängnis Baumettes ein, auch er wird von einem Angestellten des Gerichts Marseilles, Jacques Batigne, ausgefragt. Die Inspektoren Chenevier und Gillard arbeiten monatelang an möglichen weiteren Hinweisen auf die Mörder.

    Die Befragungen sind Anfang 1956 beendet und sie werden in einem umfangreichen Band am 15. Februar 1956 vorgestellt. Gaston Dominici wird des Mordes an den Drummonds für schuldig befunden, ohne dass dafür unwiderlegbare Beweise vorliegen. Gustave Dominici wird der Komplizenschaft bei wenigstens 2 der Morde verdächtigt. Es wird vermutet, dass weitere Untersuchungen die Rolle von Gustave weiter aufklären könnte und auch die Rolle von Roger Perrin klären könnten.

    Die Verdächtigungen gegen Gustave Dominici und Roger Perrin waren aber zu wenig abgesichert, um ein Verfahren gegen sie zu eröffnen. Gustave ist verdächtig und hat die Justiz behindert, aber seine Beweggründe sind nur theoretisch erklärbar und lassen keinen endgültigen Schluss auf eine Verstrickung in die Morde zu. Auch gegen Roger Perrin liegen zu wenig Anhaltspunkte vor, die ein Verfahren zulassen.

    Nach einigen weiteren Untersuchungen wird das zweite Verfahren ergebnislos am 13. November 1956 von Richter Carrias abgeschlossen, das Urteil "schuldig" samt lebenslanger Haftstrafe aus dem ersten Prozess bleibt bestehen.

    Präsident de Gaulle begnadigt ihn 6 Jahre nach dem ersten Prozess, der älteste Gefangene in Frankreich kann die Haftanstalt Les Baumettes bei Marseilles am 14. Juli 1960 verlassen, jetzt kahlköpfig infolge einer Angina pectoris-Behandlung. Niemand hatte ihn während seiner Haft je besucht.

    Gaston, nun 83 Jahre, wird von seinem Sohn Gustave in Beaumettes abgeholt und ein letztes Mal geht er über seine Felder auf Grand'Terre. Er lebt bei sich verschlechternder geistiger Verfassung zunächst für kurze Zeit bei einer seiner Töchter, Augusta Caillat, in einem Schrankenwärterhäuschen bei Sainte Tulle im Départment 04 (Alpes de Haute Provence). Später nimmt ihn eine andere Tochter in Montfort (nördlich von Peyruis) auf. Er wird dann ins Pflegeheim von Digne verbracht. Der bei seinen Bekannten sehr verschieden bewertete "Löwe von Lurs" stirbt im April 1965 mit 88 Jahren im Krankenhaus von Digne, seiner Geburtsstadt, wie zuvor bereits seine Frau Marie, von ihm die "alte Sardine" genannt - ihre Version und Aussagen zu den Ereignissen sind nicht bekannt. Gaston hat in der Folgezeit nach den Prozessen nie eine eventuelle Schuld gestanden. Er wird neben seiner Frau auf dem Friedhof von Peyruis-Montfort begraben. Ob sein Beichtvater Abbé Audibert mehr gewusst hat ? Ob er für einen anderen bestraft wurde ?

    Clovis verstirbt schon 1959 an Krebs, er ist als Einziger immer bei seiner ersten Aussage geblieben, dass sein Vater ihm die Tat noch in der Mordnacht gestanden habe. Er galt als Verräter und hatte deshalb keinen Kontakt mehr zum Rest seiner Familie, und umgekehrt wurde er von seinem Vater beschuldigt.

    Da die Farm ohne Gaston nicht mehr bewirtschaftet werden konnte, wurde sie einige Jahre nach der Tat verkauft und Yvette und Gustave zogen nach Peyruis um, wo sie nicht weit von dem "ausgestossenen" Clovis wohnten. Gustave wurde Maurer, er verstirbt 1996 und liegt in der Gruft auf dem Friedhof in Peyruis neben seinen Eltern begraben. Seine Frau Yvette lebte 2005 noch immer in der Region. Sie hat ihr Geheimnis bis heute behalten, sie behauptet auch heute noch die Unschuld ihrer Familie.

    Bis 1990 war Grand'Terre, unmittelbar an der RN96, eine Pizzeria "La Montagnière", dann zeitweilig Aussenstelle eines Amtes, zeitweilig nach Umbau ein Chambre d'Hôtes. Im Jahr 2006 stand es leer und verwilderte, ebenso die benachbarten Felder. Die RN96 wurde mit den Jahren verbreitert, aber noch immer ist der Tatort vor dem Abzweig nach Osten gut erkennbar. Wenn man nicht aufpasst, ist man schnell an der unauffälligen Farm ohne Türöffnung zur Nationalstrasse hin vorbeigefahren.

    Der Abzweig über die Brücke der Eisenbahnlinie existiert noch heute. Ein blumen-geschmücktes Gedenkkreuz steht ungefähr dort, wo Elizabeth erschlagen wurde. Die Biegung des Weges nach Norden und der Fundort ihrer Leiche am Hang zum Fluss existieren nicht mehr, weil zwischen der Eisenbahnlinie und der mäandrierenden Durance die Autobahn gebaut wurde.

    Nachtrag :

    Mindestens 14 Mal wurden bei den Befragungen Aussagen wieder verändert und erschweren damals wie heute die Bewertung. Die Beweggründe für die wiederkehrenden Änderungen sind unklar und vieldeutig (bewusstes In-die-Irre-führen, Ablenken, Mutmassungen, Angst vor Familienschande, Vermutung anderer Familienmitglieder als Täter...). Gaston Dominici hatte jedoch wohl die wenigsten Motive für eine solche Tat. Das erschwert die Schuldzuweisung auf ihn, ob sie nun stimmig ist oder nicht.

    Es wurden keine wirklichen Wertgegenstände vermisst, wenn sie denn überhaupt bei diesem Landausflug der Familie Drummond mitgenommen wurden und hätten entwendet werden können. Die Unordnung um den Hillman deutet zwar auf versuchten Diebstahl hin, aber sie muss nicht vom Täter verursacht sein bzw. könnte vom Täter zur Ablenkung ausgeführt worden sein, und es könnte ein Zufallstäter infrage kommen - wenn da nicht die Tatwaffe wäre. Es wurde kein Sexualdelikt begangen, vielleicht nur versucht.

    Viele Indizien wie die am Tag nach der Tat frisch gewaschenen Hosen von Gaston auf der Farm, oder der möglicherweise verschwundene Fotoapparat, die von Gaston mutmasslich gehörten Stimmen von der Strasse am 4. August 1952, ob Roger Perrin in der Tatnacht auf dem Hof war, wurden ungenügend beachtet oder konnten kaum zur Klärung beitragen. Die Spuren am Tatort sind durch fehlende schnelle Absicherung bei den ersten Ermittlungen durch Neugierige zerstört worden. Der Besitzer des Karabiners konnte nicht festgestellt werden. Auch warum die Drummonds überhaupt an dieser Stelle campten, warum Elizabeth nicht hilfesuchend in Richtung Farm lief, sondern über die Brücke, ist ungeklärt (hatte sie den Mörder am Abend dort gesehen ?). Der Erfolgsdruck aus der Politik auf die Ermittler war enorm, denn der Fall drohte das Verhältnis Englands zu Frankreich zu beeinflussen. Und so stützt sich das Urteil allein auf zweifelhaften Aussagen.

    Die ermordete Familie Drummond wurde nach der Autopsie auf dem Arkadenfriedhof in Forcalquier in einem noch heute blumengeschmückten Dreiergrab ohne zeitliche Liegezeitbeschränkung begraben. Sie hatten keine weiteren Kinder. Verwandte der ersten Frau von Sir Jack leben noch heute.

    Der Hillman gelangte schnell wieder nach England und wurde eine gewisse Zeit im Wachsfigurenkabinett in Blackpool ausgestellt. Sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Für die Rekonstruktion des Falls musste bereits ein ähnliches Fahrzeug, aber mit Linkslenkung, aus Marseilles beschafft werden.

    Alain Dominici, Sohn von Gustave und Yvette, 1952 gerade 10 Monate alt, lebt noch und kämpft seit vielen Jahren für eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen seinen Grossvater, bisher allerdings erfolglos. Im Journalisten William Raymond, der aus der Region stammt und der ein Buch "Dominici non coupable - les assassins retrouvés" über die Affäre schrieb (ebenso wie der 24.01.1988 gestorbene Kommissar Sébeille "Dominici - la verité sur le crime de Lurs", aber mit anderem Ergebnis), fand er aber einen Mitkämpfer für die These, dass die Familie unschuldig war und es möglicherweise politische Hintergründe für die Tat gibt.

    Die Spur führt laut Raymond in Geheimdienstkreise, Jack Drummond soll für die englische Spionage einige Erkundungen über chemische Werke in Südfrankreich gemacht haben, zuvor schon dreimal in der Region gewesen sein und sich in diesem Urlaub wenige Tage vor den Ereignissen mit einem Mitglied der Résistance getroffen haben - deshalb das Interesse der Mörder an dem nach seiner Auffassung gestohlenen Fotoapparat. Es ist ungeklärt, warum die Drummonds überhaupt direkt an der RN96 campierten (und nicht etwa auf dem ruhigen Ganagobie), denn schon damals gab es auf der RN viel Verkehr.

    Der Sohn von Richter Carrias (Leiter 2. Verfahren) hält noch heute wie schon dessen Vater, der den zweiten Prozess leitete und 2002 starb, Gaston dagegen für schuldig, er lehnt Spekulationen auf andere Täterkreise ab.

    Die Affaire erregte grosses Aufsehen in Frankreich und ist dort noch heute bekannt, wurde mehrfach verfilmt, der bekannteste Film wurde mit Jean Gabin "L'Affaire Dominici" 1973 in der Umgebung des Originalschauplatzes gedreht (der die Rolle des Gaston Dominici nur nach ausgiebigem Studium der Unterlagen und seiner abschliessenden persönlichen Unschuldsvermutung angenommen haben soll). Eine Neuverfilmung lief vor wenigen Jahren im TF1, sie wurde leider noch nicht für das deutsche Fernsehen aufbereitet.

    Zahlreiche Bücher mit verschiedensten Thesen für und wider die Schuld von Gaston oder seiner Söhne, auch von Roger Pérrin, oder von Dritten als Täter wurden geschrieben, ohne dass schlüssige Argumente bekannt wurden, die eindeutig auf den wirklichen Täter hinweisen. Die Zerstörung der Spuren am Tatort durch Schaulustige und die bis heute fehlende Zuordnung des Karabiners zu einer Person erschwerten einen Indizienprozess gegen Angeklagte ohne erkennbares Motiv.


    Die zugrundeliegende Chronik der Ereignisse wurde überwiegend im Jahr 1997 im Auftrag von Jean Teyssier zusammengestellt, als Antwort zur Aussage von William Reymond auf einer öffentlichen Veranstaltung zur Affäre Dominici in Digne. Er hat dort die These seines Buches vorgetragen, also die Unschuld der Dominici behauptet und dass er die wahren Mörder nun kenne. Im Kontrast zu diesen "Spekulationen" sollte deshalb eine möglichst objektive allgemein akzeptierte Darstellung der reinen zeitlichen Abläufe der damaligen Ereignisse zusammengestellt werden, ohne zusätzliche Bewertungen und Spekulationen einzubauen.

    Der obige Text versucht den Kern der Sache erstmals etwas ausführlicher als die existierenden Filmbeschreibungen auf deutsch wiederzugeben. Sucht man im Internet nach "Affaire Dominici", findet man ausführliche reich bebilderte Seiten in französischer Sprache (Seiten von Alain Dominici bzw. von Familie Carrias).


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    Stand: 16. Juli 2007