Hotels :
Auf dem Lande existieren auch heute noch weit über 1000 kleinere Hotels, die
unseren Gasthöfen entsprechen. Es handelt sich dabei oft eher um ein Restaurant
mit einigen Zimmern zur Übernachtung. Natürlich gibt es auch gediegene
Unterkünfte in einem Weinchâteau oder einem Landsitz, mit mehreren Badezimmern
und wertvollen alten Stilmöbeln. Diese Landhotels sind mal modern, mal museal,
manchmal gut erhalten, sie können manchmal etwas altersschwach sein und
scheinbar etwas heruntergekommen, aber mit vielen regionalen Dekorationen
(Bildern, Jagdtrophäen) ausgestattet, und immer mit freundlichem Empfang. Lassen
Sie sich vom äußeren Eindruck nicht täuschen. Die Fassade und erste Eindruck von
der Einrichtung vieler Häuser mögen fragwürdig aussehen, aber sie haben Charme.
In jüngster Zeit mit dem Generationswechsel von den Gründern auf die Nachkommen
wurden viele sanierungsbedürftige Häuser auch mal wieder auf einen modernen Stand
gebracht, oder wenn ohne Rettungschance wurden sie im schlimmsten Fall auch
gleich ganz geschlossen. Aus steuerlichen Gründen sind viele Hotels entgegen den
Angaben im Internet oder in Hotelführern bereits ab Oktober geschlossen, sie werden
monatelang 'saniert', um Vorauszahlungen zu sparen. Mittelfristig werden sicher
noch weitere Häuser schliessen, der Rest aber den heutigen Anforderungen
angepasst sein. Leider geht dabei das typische Flair der 60er und 70er Jahre
auch zu Ende.
Die auf der Seite "Reiseziele Frankreich" genannte Auswahl an Unterkünften soll
auch kein Qualitätskriterium darstellen, sondern die Häuser sind dem Autor
einfach nur aus eigener Erfahrung bekannt. Fast alle im Reiseteil beschriebenen
Hotels werden privat von der Besitzerfamilie betrieben und liegen abseits der
lauten Straßen und großen Orte. Sie sind eher für Reisende mit Ruhebedürfnis
gedacht als für Erlebnisreisende. Die Hotels haben im Schnitt 5-10 Zimmer mit
jeweils eigenem Bad / Toilette und einen kostenlosen Parkplatz am Haus. Die
Häuser liegen zudem auch abseits der städtischen Zonen mit hoher Kriminalität,
was bei Fahrten mit vollgeladenem Auto sinnvoll ist.
Auf Korsika gibt es inzwischen einige schöne Hotels mit prächtigen Gärten
besonders entlang der Ostküste südlich von Bastia. Ansonsten sind sie leider auf
die Städte konzentriert, man rechne keinesfalls mit Parkplätzen vor der Tür und
Ruhe in der Nacht. Weiter im Inneren sind ansprechende Landhotels selten, ebenso
findet man kaum nette Chambres d'Hôtes.
Wer dennoch in die Stadt möchte: Modernere Hotels aller Klassen der bekannten
Ketten (NOVOTEL, IBIS, CAMPANILE u.a.) gibt es zumeist am Rand an den
Ausfallstrassen oder in den Gewerbegebieten (ZAC) größerer Orte über 30000
Einwohner und sie können über das Internet leicht gefunden und bei Bedarf
vorgebucht werden. Allgemein ist Voranmeldung in der Nebensaison unnötig, ein
Haus kann aber natürlich mal z.B. durch eine Gesellschaft ausgebucht, also
"complet" sein.
Alle Hotels sind mit einer Anzahl Sterne klassifiziert und werden alle 2 Jahre
überprüft. Die Mehrheit der kleineren Häuser auf dem Lande hat heute 2 Sterne.
Mit der Zahl der Sterne eines Hauses steigt erwartungsgemäss zwar grundsätzlich
das Niveau an, aber die Bandbreite der Qualität von verschiedenen Häusern bei
gleicher Anzahl Sterne ist groß. Schauen Sie sich ruhig auch Hotels ohne
Klassierung (SE = "sans étoiles") oder mit nur einem Stern an. Wenn man nur kurz
bleiben möchte, braucht man nicht unbedingt viele Sterne. Haben nämlich
lediglich nicht
alle
Zimmer ein eigenes Bad, führt das schon zu einer niedrigeren Bewertung. In der
Nebensaison sind die Häuser aber nur schwach belegt und man bekommt auch in
niedrig eingestuften Hotels ein Zimmer mit Bad. Man zeigt Ihnen immer gern die
Zimmer, bevor Sie sich entscheiden müssen. Sauber ist es eigentlich überall.
In den kommenden Jahren soll die Klassierung geändert werden. Jedes Hotel hat
dann mindestens einen Stern, eine Luxuskategorie wird hinzukommen, die
Anforderungen für die Bewertung werden allgemein verschärft. Die Auswirkung auf
die Preise bleibt abzuwarten.
Wenn Sie viel Platz beim Schlafen brauchen, versuchen Sie, ein Zimmer "à deux
lits" oder "à lits jumeaux", also mit 2 einzelnen vollformatigen Betten zu
bekommen, da das übliche Doppelbett im "chambre à grand lit" nicht so breit
bemessen ist wie ein Doppelbett in Deutschland. Wenn Sie Rückenprobleme haben,
sollten Sie an eine Luftmatratze oder Wolldecke (zum Schlafen auf dem Boden)
denken, denn in manchen Häusern können die Betten weich wie Hängematten sein.
Einzelzimmer sind fernab der städtischen Hotelketten unbekannt, man mietet immer
ein Zimmer, Frühstück je nach Anzahl der Personen kommt zum Zimmerpreis extra
hinzu. Einige Hotels vermieten solche Doppelzimmer inzwischen etwas günstiger
(etwa 5-8 Euro) an Einzelreisende. Siehe hierzu die Beschreibung der
"Chambres".
Die oft auf dem Land anzutreffende Bezeichnung "Auberge" klingt zwar auf der
Durchreise verlockend nach Herberge und oft waren es auch mal Nachtunterkünfte,
zumeist sind es heute nur noch Esslokale. Nur selten hat man dort noch
Gästezimmer.
Leistungen und Preise :
Das kleine Frühstück "petit déjeuner" sollte am Abend vorbestellt und die
Essenszeit abgestimmt werden, dann wird man seinen Tisch am nächsten Morgen
schon gedeckt vorfinden. Es kostet pro Person etwa 5-12 Euro. Für deutsche
Verhältnisse ist es recht schmal, besteht meist aus Weissbrot (mitunter frisch,
mitunter vom Vortag und nur aufgetoastet, wenn es im Ort keinen Bäcker gibt),
Butter, Marmelade und Kaffee. Gelegentlich gibt es ein Croissant und Orangensaft
dazu. Ein Frühstück vom üppigen Büffet gibt es fast nur in Stadthotels der
internationalen Ketten, allerdings geben auch einige kleine oder gehobene Häuser
in neuester Zeit ein Büffet, das ganz ordentlich ausfallen kann, besonders im
Alsace und entlang der Schweizer Grenze. Weit im Inland erwarte man aber morgens
nicht zuviel ! Wer gut frühstücken will, sollte dann lieber ein
Chambre d'Hôtes
suchen.
In jedem Hotel gibt es Abendessen (zumindest für die Gäste, auch an Tagen, an
denen das Restaurant nach aussen geschlossen ist). Dieses "diner" wird durchweg
erst ab 19:30 Uhr serviert. Es ist regional geprägt, landesweit übliche Angebote
oder internationale Küche gibt es nur in der Stadt. Auf der Speisekarte sind
besondere regionale Spezialitäten gern als "menu du terroire" bezeichnet. Man
nimmt meist ein Menü, es werden aber auch separate Teller angeboten. Maximal
besteht ein Menü heute aus 4 Gängen : Vorspeise (oft Rohkost bzw. kalte Platte
"crudité" : Wurst, Schinken, Gemüse. Manchmal ein Becher Pastete oder eine
Suppe), Hauptmahlzeit (Fleisch, Fisch, mit Gemüse, Kartoffelgratin oder
Bratkartoffeln etc.) , dann Käse (auch regionale Sorten), Dessert (Crème,
Kuchen, Obst, Eis, Nougat). Ein Abendessen pro Person kostet ohne Getränk 20-50
Euro. Wein oder Wasser kosten 5-10 Euro extra ! Etwas preiswerter wird es mit
nur 3 Gängen, wobei man sich einfach zwischen Käsegang oder Dessert entscheidet.
Gelegentlich bieten Hotels auch einfache Menüs mit klassischen Zutaten an, die
dann um 15-20 Euro zu haben sind, da gehobene Gerichte in Frankreich inzwischen
für manche kaum mehr erschwinglich sind.
Die Kosten für eine Übernachtung in einem Haus mit 0 - 2 Sternen für 2 Personen
liegen ohne Mahlzeiten bei 40-70 Euro, bei 3 Sternen bei 50-90 Euro. Bei einem
Zimmer ohne Toilette in einem Ein-Stern-Landhotel zahlt man nur etwa 35 Euro. In
einem Weinchâteau mit 3-4 Sternen kann der Zimmerpreis andererseits bis über 200
Euro klettern, deshalb vorher nachfragen oder die obligatorische Preistafel
aussen ansehen, um keine Überraschung zu erleben. Die Preise können in der
Hochsaison (Winter und / oder Sommer) auch etwas höher sein, aber kaum mehr als
15%, anders als bei Campingplätzen.
Für zwei Personen und Essen muss man also mit Gesamtkosten von 80-150 Euro pro
Hoteltag rechnen. Bei Aufenthalt von 2 Tagen und länger können Sie nach
Halbpension fragen, oft um 60-80 Euro pro Tag für 2 Personen, mit Frühstück und
Abendessen. Dann kann man das Essen nicht auswählen, man erhält meist
Hausmannskost, wie sie auch in Deutschland bekannt ist (Eintopf, Kasseler mit
Bohnen etc.).
Internet wird meist kabellos als 'WiFi' in vielen Hotels kostenlos abgeboten. An
der Rezeption bekommt man meist auf Anfrage ein Tagesticket mit Namen und
Passwort. Mitunter kennt sich aber die Rezeption auch selber nicht aus mit der
"Technik", besonders bei Hotels weit draussen. Dann funktioniert es halt nicht.
Zum Restaurant auch in einem 3-Sterne-Hotel braucht man sich heute natürlich
nicht mehr umzuziehen. Die Franzosen, gross und klein, verhalten sich dennoch
angenehm ruhig beim Essen, so daß vom Hotel-Restaurant ausgehend nachts kein
Lärm bis in die Zimmer zu erwarten ist. Lautstarke Geselligkeit gibt es nur bei
Familienfeiern.
Viele kleine Landhotels sind in der Kette "Logis de France" (Kennzeichen braune
Lampe auf gelbem Grund, früher grüner Kamin) zusammengeschlossen, die auch einen
gedruckten Katalog hat, der oft kostenlos in diesen Hotels ausliegt und
unterwegs sehr nützlich ist. Ausgesucht ruhige Hotels dieser Kette sind dabei
zusätzlich als "Relais de Silence" markiert. Neben der üblichen Bewertung der
"Logis de France" mit Sternen kommt eine zusätzliche interne Bewertung des
Hauses mit 1-3 Kaminen hinzu, durch die insbesonders die Küche ausgezeichnet
wird. Zahlreiche Hotels sind in den letzten Jahren aus dieser Kette ausgetreten,
im Zeitalter des Internets versuchen sie auf eigene Rechnung zu arbeiten.
Finden von Hotels :
Individuelle Webseiten einzelner Häuser gibt es nicht von allen Häusern, mit der
Zahl der Sterne und des Preises nimmt natürlich die Wahrscheinlichkeit einer
eigenen Webseite zu. Die Suche nach Hotels in bestimmten Orten kostet aber
einiges an Surfzeit.
Überregionale Hotelkataloge gibt es zahlreich im Internet, auch hier kostet es
einige Zeit, bis man sie gesichtet hat, denn nicht jeder Katalog bietet eine
detaillierte Beschreibung oder erlaubt online-Buchungen. Namen und Adressen wird
man allerdings in jedem Katalog finden. In "Google-Maps" sind zahlreiche Hotel-
und Fremdenzimmer zu finden. In "Viamichelin" kann man sich besonders die
gehobeneren Hotels anzeigen lassen. Regionale Listen oder die leider nicht
bebilderte, aber fast alle Häuser enthaltende Liste des
GAF
bzw. den exzellent gemachten Web-Katalog der
LOGIS DE FRANCE
gibt es im Internet, sie erleichtern die Reiseverbereitung. Im
Logis-de-France-Katalog dürften etwa die Hälfte der kleineren Landhotels
enthalten sein.
Achten Sie auch auf die in allen Hotels ausliegenden oft nützlichen Broschüren
von regionalen Attraktionen und Unterkunftsverzeichnissen und nehmen Sie sie
mit. Vielleicht lassen Sie sich dadurch anregen und Sie kommen doch mal hin.
Wohnen in einem Hotel |
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Typisches Landhotel im Jura bei St. Germain-les-Arlay
| Typisches Schlosshotel im Minervois
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